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Heute startet meine persönliche Challenge. Keine Sorge, ist keine von denen, die per Whatsapp geteilt werden und mit teils hämischem Aufruf („Jetzt bist du dran, haha!“) zum Nachahmen verpflichten. Obwohl…vielleicht lohnt es sich.

Meine Challenge verlangt von mir, in diesem Artikel keinmal das C-Wort, the virus who must not be named, Googles Tophit des Monats März und April zu erwähnen und damit zu beweisen, dass man auch Erwähnenswertes schreiben kann, ohne dieses Thema zu beackern. Sebastian Pufpaff hat neulich in seiner sehenswerten täglichen Satireshow „Noch nicht Schicht“ aus einer überregionalen Tageszeitung alles entfernt, was mit dem alles beherrschenden Thema zu tun hatte – und hielt im Grunde nur Papierfetzen in die Kamera. Das geht besser. Insofern, liebe Leser, seht es mir nach, wenn die folgenden Artikel der nächsten Wochen keine Präambel der Marke „Ja, ich weiß, es ist schlimm, aber abgesehen davon…“ aufweisen. Es folgt dann demonstrative Normalität im Themenkanon, die die aktuellen Zustände keineswegs ignorieren soll – aber ich denke, wir alle lesen gerne mal wieder etwas, das mit Ihr-wisst-schon-wem nichts zu tun hat. Nun denn:

Ich darf mich seit Montag zu denjenigen Glücklichen zählen, die wieder so etwas wie Unterricht veranstalten dürfen. Auch wenn das, was in den desinfizierten, gut durchlüfteten, fest sitzgeordneten und voneinander getrennten Räumen gerade passiert, nur entfernt die Kriterien von Unterricht erfüllt. Lehrperson und Schüler*innen sind anwesend, Check. Es werden Aufgaben bearbeitet, Check. Es findet ein Austausch zwischen Lehrendem und Belehrtem statt, Che…eck. Phasenbasierter Unterricht mit Spannungsbogen, Schülerzentrierung, Gruppenarbeit und Methodenwechsel…Nope. Ist nicht drin. Trotzdem effektiv, ohne Frage. Immerhin bekommen alle Lernenden ihre Fragen (mit gewaschenen Händen, aufgesetzter Maske  und eingehaltenem Abstand, versteht sich) extra individuell am Einzeltisch beantwortet. So viel Binnendifferenzierung war selten. Vergleicht man die Lage mit Kochen, dann muss man eben momentan auf die mit viel Liebe selbst zusammengestellte Pizza (Teig selbst geknetet, Tomatensauce selbst angerührt, Rucola selbst gepflückt) verzichten. Stattdessen gibt es TK-Ware. Macht auch satt. Schmeckt sogar irgendwie. Sollte nur nicht jeden Tag auf den Tisch kommen, sonst stellt sich Langeweile ein.

Die kommt im momentanen Unterrichtsalltag keineswegs auf, weder auf Schüler- noch auf Lehrerseite. Gehörte ich früher zu den 90 Prozent derjenigen, die von IServ nur das Mailprogramm nutzen (und vielleicht mal den Computerraum buchen), musste ich mir nun in kurzer Zeit drei neue Module aneignen – und es funktioniert!  Hätte mir jemand vor drei Monaten erzählt, dass ich mal mit Kopfhörer, Mikrofon und Grafiktablet bewaffnet am PC einem Mathematik-Leistungskurs, den ich noch nie gesehen habe, logistisches Wachstum erklären würde, dann hätte ich mir ein Schmunzeln wohl kaum verkneifen können. Zurück in die Küche: Muss es denn immer Pizza sein? Man kann doch auch andere leckere Sachen zubereiten und braucht dafür nicht einmal immer einen Ofen!

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Ein Fazit scheint verfrüht, schließlich haben wir noch keinen Vollbetrieb (also Halbbetrieb, wegen halber Klassen) erlebt, wo die Pausenaufsicht mit dem Zollstock hantieren muss. Und auch wenn ich die ganz normale Klassenstunde mit Protokoll, Blitzlichtrunde und ein paar gemeinsamen Späßen vermisse, kann ich der neuen Situation doch auch ein paar positive Aspekte abgewinnen – Stichwort Krise und Chance und so.

So, Challenge geschafft!

Corona, Corona, Corona!