Was bedeutet Krieg? Was bedeutet Frieden? - Die Fahrt nach Verdun

(Alicia Perc, Jg. 12) Im Rahmen der Philosophiekurse bei HE im 12. Jahrgang ging es zu einem der bedeutendsten Schauplätze während des 1. Weltkrieges. Am 12. Juni traten 21 Schüler und Schülerinnen, unter der Leitung der Lehrer HE und Herr Kern, die Reise nach Verdun an. Es blieben nur ein wenig mehr als 48 Stunden Zeit, die Welt während des 1. Weltkriegs etwas zu verstehen und um zu versuchen, wenigstens einen Bruchteil der Schicksale der Opfer und die der Soldaten, die im Krieg gefallen sind, aber auch das derer, die danach mit dem Erlebten zu kämpfen hatten, zu begreifen. Zu Beginn der Exkursion stand der Besuch des Mémorial de Verdun an, um dort die Gelegenheit zu haben, einen klareren Blick für die Geschehnisse in der Schlacht um Verdun zu bekommen. Neben unseren Lehrern waren die undurchdringlichen Gefühle der Erschütterung, der Machtlosigkeit aber auch des widersprüchlichen Erstaunens ständige Begleiter dieser Fahrt. Dieser Mix aus Gefühlen begleitete uns beim Besuch des Ortes Fleury-devant-Douaumont, einem kleinen Bauerndorf, welches nach dem Krieg nicht länger existierte.

Während des Besuchs des Beinhauses von Douaumont, einer nationalen Grabstätte für unidentifizierte Gebeine, wurde uns zum ersten Mal die wirkliche Ausmaße der 300 Tage langen Schlacht bewusst. Auch die deutschen, französischen und amerikanischen Soldatenfriedhöfe führten uns die Dimension von ungefähr 300.000 Gefallen schmerzlich überwältigend vor Augen. In den Forts Souville, Vaux und Douaumont standen besonders die Lebensumstände der französischen und deutschen Soldaten im Vordergrund. Die Faszination trieb uns durch die verlassenen Komplexe aus Gestein und Stahlbeton. Es ist ein ungreifbares und unvorstellbar bedrückendes Gefühl durch Gänge zu laufen in denen Elend, Leid und Tot für die Menschen, die dort knapp 100 Jahre zuvor liefen, an der Tagesordnung standen. Die Führung durch das Tunnelsystem in Vauqouis der Franzosen und der Deutschen gab einen nachdrücklichen Einblick in das Leben, der Soldaten, die im Minenkrieg kämpfen. In Vauqouis stolperten wir mit Helmen auf den Köpfen durchverlassene, enge, provisorisch beleuchtete Tunnel 18 Meter unter der Erde. Bedingt durch das eher durchwachsene Wetter war es dort kalt, nass und rutschig. Den Voraussetzungen zum Trotz hingen wir an den Lippen unseres Guides.

Auf dieser kurzen, aber prägnanten Fahrt hatten wir ein Stück Geschichte zum Anfassen. Uns wurde bewusst, welches Glück wir haben in einem friedlichen Europa zu leben. Frieden war vorher vielleicht etwas, das so hingenommen wurde, etwas, das als selbstverständlich wahrgenommen wurde. Frieden ist etwas von ungemeinem Wert. Dieser Wert wurde ans Licht gebracht und damit in Erinnerung gerufen. Es wäre naiv zu behaupten, dass wir nun wissen was Krieg und Elend bedeuten, denn das wissen wir nicht. Wir haben jedoch gelernt, wie wichtig der Erhalt des Friedens in und um Europa ist.

Wir bedanken uns bei der Stiftung Friedensbildung und dem Förderkreis der IGS, die uns finanziell unterstützt haben und das umfangreiche Programm so erst ermöglicht haben.

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