Schüler reinigen Stolpersteine in Aurich
(Tanja Gawlich) Am 9.11.2023 jährte sich die Reichspogromnacht - zum 85. Mal. In Aurich werden jedes Jahr an diesem Datum die in der Stadt verlegten Stolpersteine gesäubert und zum Gedenken an die deportierten, verschleppten, verhafteten, getöteten und überlebenden Juden und Jüdinnen weiße Rosen niedergelegt.
Die IGS Aurich ist Patin von 24 Stolpersteinen und so machten sich die SchülerInnen des gesellschaftlichen Profils aus Jahrgang 13 mit den beiden Lehrkräften Herr Ackerstaff und Herr Kressmann auf, die Stolpersteine von ihrer Patina zu befreien. Da muss man ganz schön schrubben, damit die Steine wieder glänzen und für alle sichtbar sind!
Der neueste Stolperstein, der zur Patenschaft der IGS dazugekommen ist, befindet sich in der Oldersumerstrasse 74. Der Stein für Adolf Friedrich Jensen wurde im Frühjahr 2023 verlegt. Jensen wurde in den Niederlanden zum Tode verurteilt und floh nach Aurich. Dort versteckte er sich etwa eineinhalb Jahre bei seiner Schwester auf dem Dachboden und überlebte.
Ein unerwartetes Zusammentreffen gab es für uns bei den Stolpersteinen „Am neuen Hafen“. Dort kamen wir ins Gespräch mit Herrn Peter, der seinerzeit die Geschichte der Familie Samson recherchiert hat und sowohl die überlebende Sonja Samson, als auch ihre Kinder persönlich kennen gelernt hat. So konnte er uns direkt und eindrücklich berichten, wie die traumatischen Erlebnisse nicht nur Sonja Samson ihr Leben lang prägten und verfolgten, sondern auch das Leben ihrer Kinder bis heute maßgeblich beeinflussen.
Auch vor der Kanzlei „Berghaus, Duin & Kollegen“ in der Julianenburgerstrasse - dort sind 10 Stolpersteine für die Familien Hess und Wolff verlegt - kamen wir ins Gespräch. Die Mitarbeiter der Kanzlei stolperten praktisch über uns, als sie diese verlassen wollten. Nachdem die Pro- und Contra- Argumente über Stolpersteine ausgetauscht worden waren, waren sich schnell alle einig, dass sowohl die Stolpersteine als Mahnmal als auch die Reinigung ein überaus wichtiges (sichtbares) Erinnerungszeichen sind.
Tatsächlich konnten wir beobachten, dass auch der eine oder andere Passant stehen blieb und das Treiben beobachtete. Was für eine schöne Vorstellung, dass die glänzenden Steine mit den weißen Rosen nicht nur uns, sondern auch die Auricher Mitbürger zum Innehalten einladen!
Die Biografien der Personen, deren Namen auf den Stolpersteinen zu finden sind, können übrigens unter https://stolpersteineaurich.wordpress.com/aktion/ nachgelesen werden.
