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Loneliness and cheeseburgers are a dangerous mix.

- Comic book guy (Die Simpsons)

Eines der berühmtesten Brote ist immer noch das Pausenbrot. Hergestellt von wohlmeinenden Eltern, die hoffen, ihrem Sprössling damit etwas kulinarisch Gutes für den Vormittag zu tun. Ein willkommener Energieschub um halb zehn in Deutschland, wo andere Schokoriegel verputzen. Oder Kartoffelchips, mittlerweile oft das Pausenbrot der Wahl, die gute alte Stulle sieht man immer seltener.

Und wie ist es um die Ernährung auf der anderen Seite der Lehrerzimmertür bestellt? Lehrkräfte sind doch immer Vorbilder in allen Bereichen des Lebens, oder?

Teilweise.

Es gibt im Grunde drei Gruppen: Die Ernährungs-Ultras, die immer ein Glas mit einer Körner-Joghurt-Pampe dabeihaben, die sie in der Pause mehr oder weniger genüsslich schnabulieren, was bestimmt ganz toll für Magen und Darm, ästhetisch aber echt zum Abgewöhnen ist.

Dann gibt’s noch die Normalos mit ihren Butterbroten. Und es gibt die Jäger und Sammler, die darauf hoffen, dass schon irgendetwas Essbares im Lehrerzimmer herumliegen wird. Und diese Hoffnung wird selten enttäuscht, denn es gibt immer irgendetwas. Und genau das ist das Problem.

Manche Jahrgänge haben zwar ein ausgearbeitetes Frühstückskonzept, was den Schmarotzern zumindest wöchentlich ein Brötchen mit ansprechendem Belag sichert (dazu gerne auch Trauben, Orangensaft oder sogar einen Fruchtzwerg). Himmlisch!

Bild Mr. HO 167kl

Was aber, wenn sich niemand so recht zum Ausgeben hochwertiger Frühstückskost berufen fühlt? Dann gibt es trotzdem freundliche Seelen, die immer etwas Hochkalorisches auf den Tisch werfen: Gummibärchen, Spekulatius (im September!), Brotchips, Kuchen oder diese Billigkekse, die man zuhause eher Handwerkern zum Kaffee reicht – hier hat alles seine Daseinsberechtigung! Nichts wird verschmäht – kein Gebäck ist zu trocken, kein Lakritz zu hart, es wird alles früher oder später vernichtet – meistens eher früher. Möglich macht’s ein Zauberwort: Nervennahrung!

Korrekturstress? Erstmal ein, zwei Handvoll Gummiwürmchen! Die Achter machen wieder Ärger? Her mit dem Bienenstich von letzter Woche! Langer Konferenztag? Das holländische Schoko-Knusperzeug mag gewöhnungsbedürftig sein, aber der Hunger treibt’s rein. Und aus irgendeinem Grund hat man immer gerade Stress, ein Grund für das entgrenzte Schlemmen ist also schnell zur Hand.

Das erregt naturgemäß einen gewssen Futterneid unter den Anwesenden und so mancher lässt sein treues Butterbrot in der Dose, wenn die Sahnetorte aufgetischt wird, denn: nächste Pause könnte sie schon weg sein! Mindestens drei der am Tisch Sitzenden haben gleich eine Freistunde und niemand kann wissen, was passiert, wenn man sie mit dem köstlichen Backwerk allein lässt…

Praktischerweise lässt sich auf diese Weise auch ungeliebter Süßkram entsorgen: Unter dem Deckmantel der Kollegialität findet alles, was zu Hause nicht goutiert wird, seinen Platz auf dem Gemeinschaftsbuffett der großen Pause: Mon Cherie von Oma? Hat auf jeden Fall seine Liebhaber. Aussortierte Martini-Süßigkeiten von den Kindern? Bestimmt findet sich im Kollegium ein Maoam-Fan. Die Zitronenbrezeln laufen in zwei Wochen ab? Im Lehrerzimmer überleben sie keine zwei Stunden!

Gelegenheit macht Pfunde und so kommt selbst der abgebrühteste Gesundernährer an seine Grenzen, wenn er über Tage mit offen verfügbaren Süßigkeiten konfrontiert wird: Montags ist er noch ganz solide, von den Keksen kann er nach eigener Aussage „eigentlich ganz gut wegbleiben“. Aber zwei Pausenaufsichten und einen Klassenkonflikt später sieht das verschmähte Gebäck plötzlich viel verlockender aus und irgendwann sieht man ihn schuldbewusst an einem der Kokostaler mümmeln.

Also, wer noch nie dieser Versuchung erlag, der werfe den ersten Duplo! Denn wenn wir ehrlich sind, ist es das, was unser Bildungssystem im Innern zusammenhält. Mahlzeit!