Ein immer wiederkehrender Vorwurf an die Kunst lautet, sie entferne sich zu sehr von den Menschen, existiere im Grunde auf einer völlig anderen, unzugänglichen Ebene. Sie werde hinter Glas verschlossen und erhöhe sich dadurch auf ein von Menschen unerreichbares Niveau. Sie erreiche ihre Transzendenz nur durch ihre Unberührbarkeit.
Dieses Vorwurfs hat sich ein Kunstkurs eines vergangenen 6. Jahrgangs angenommen. Das Credo „Kunst zum Anfassen“ zu schaffen, dieses gleichzeitig aber durch den Zusatz „Bitte nicht berühren“ zu konterkarieren, illustriert das Spannungsverhältnis, in dem sich der Betrachter jeder Kunst, aber gerade dieser, wieder findet: Soll ich? Darf ich? Muss ich vielleicht sogar?
Es findet so gezwungenermaßen eine Art geistiger Berührung mit dem Kunstobjekt statt, die aber viel intensiver ist, als man es durch bloßen körperlichen Kontakt erreichen könnte – die Haptik tritt hinter der Hermeneutik zurück und eröffnet den Raum des Begreifbaren, ohne im Wortsinne selbst begreifbar zu sein. Ein äußerst wertvoller Beitrag für das Verständnis von Kunst.