(Jan-Niklas Janßen/WA) Im Jahr 2015 feiert die Sparkasse Aurich-Norden ihr 175-jähriges Bestehen und beschäftigt sich aus diesem Anlass mit ihrer Geschichte. Statt – wie bei Firmenjubiläen zumeist üblich – sich in der eigenen Erfolgsgeschichte zu sonnen, hat sich die Sparkasse Aurich-Norden entschieden, die Schattenseiten ihrer Geschichte kritisch aufzuarbeiten. Anlass für diese Entscheidung war ein Fund auf dem Dachboden der Sparkasse bei Recherchen für das Firmenjubiläum. Aus dort entdeckten Depotbüchern ging hervor, dass sich die Sparkasse nach 1933 an der Enteignung der Juden vor Ort beteiligt hatte und somit in die Verbrechen der nationalsozialistischen Diktatur verstrickt war. Die Sparkasse Aurich-Norden untersuchte daraufhin die eigene Geschichte nach 1933 mithilfe engagierter Historiker genauer und präsentiert nun eine Ausstellung zu diesem Thema der Öffentlichkeit. Eine mutige Entscheidung, die zeigt, dass die Sparkasse ihre gesellschaftspolitische Verantwortung für die eigene Vergangenheit in vorbildlicher Weise übernimmt. Auf Einladung der Sparkasse Aurich-Norden, die im Rahmen ihres Jubiläums auch die Teilnahme von Schülerinnen und Schülern am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten unterstützt hatte, besuchten die beiden gesellschaftswissenschaftlichen Profilkurse des 12. Jahrgangs am 25. Juni 2015 die Ausstellung in Norden. Nach einer engagierten Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse, Carlo Grün, der die Schülerinnen und Schüler an ihre Verantwortung für eine demokratische Gestaltung der Zukunft erinnerte, und Jan-Niklas Janßen zu seinem Preis beim Geschichtswettbewerb gratulierte, ging es in die Ausstellung. Thematisiert werden in ihr u.a. die Gleichschaltung der Sparkasse und ihre Beteiligung an der Enteignung der jüdischen Bürger in Norden. Ein weiterer Schwerpunkt ist dem Sparen im Nationalsozialismus gewidmet: Ziel war es seinerzeit möglichst viele Bürger zum Sparen zu animieren, da die Spargelder für die Aufrüstung und die Kriegsführung dringend benötigt wurden. Ihr Erspartes, das nach einem gewonnenen Krieg mit hohen Zinsen hätte zurückbezahlt werden sollen, sahen die Sparer nie wieder. Ebenfalls kritisch beleuchtet wird in der Ausstellung das Verhalten der Sparkasse nach 1945 als es um die Wiedergutmachung des zuvor begangenen Unrechts ging. In der Regel wurde den Nachfahren der ermordeten jüdischen Bürger eine Entschädigung mit fadenscheinigen Begründungen verwehrt. Neben den vielen Ausstellungsobjekten sind besonders die Medienstationen gelungen, bei denen Interviews mit Zeitzeugen und Nachkommen zu hören sind. Im Anschluss an den Ausstellungsbesuch erhielten die beiden Kurse noch eine Führung durch die Stadt, wobei die Spuren der ehemaligen jüdischen Bürger im Vordergrund standen. Dabei konnten mehrere Schülerinnen und Schüler, die sich im Rahmen ihrer Facharbeiten mit der Geschichte einzelner jüdischer Familien während der Zeit des Nationalsozialismus auseinandergesetzt hatten, die Ergebnisse ihrer Arbeiten vorstellen. Ein Besuch der Ausstellung (noch bis Ende Oktober 2015) ist allen historisch Interessierten zu empfehlen!
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