Gedenkfeier für Johannes Diekhoff - Alina Dieck (Jg. 11) und Maximilian Wienekamp (Jg. 10) brillierten

(SZ)  Unser erster Schulleiter, Johannes Diekhoff, wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Zu diesem Geburtstag fand im Europahaus eine Gedenkveranstaltung statt, bei der seiner kritischen, der Demokratie verpflichteten, immer wieder mahnenden und vielseitig gesellschaftlich und politisch engagierten Persönlichkeit gedacht wurde.

An der Ausgestaltung des Festprogramms war – ganz im Sinne Diekhoffs – unsere IGS mehrfach beteiligt: Die IGS-Bigband eröffnete den Nachmittag mit zwei schwungvollen  Stücken und brachte auch später noch einmal einen eingängigen Titel ein.

Jann Janssen beschloss mit zwei eigenen – sehr aktuellen - politischen Songs den musikalischen Rahmen. Zu den Gastbeiträgen gehörten auch eine gekonnt dargebotene szenische Lesung von Maximilian Wienekamp (Jg. 10), der das Publikum in der Rolle eines exzentrischen Lehrers überraschend in die fiktive Schulstunde einbezog, sowie ein selbst geschriebener Beitrag zu einem Poetry-Slam von Alina Dieck (Jg. 11), die mit ihrem äußerst beeindruckenden Text das Publikum begeisterte:

Geschichten
(Alina Dieck)

Hast du schon mal ein Buch gelesen?
Hast du schon mal ein Buch gelesen und
hast dich verloren hinter den Worten?
Hast dich der Neugierde gestellt,
bist eingetaucht in des Wortes Welt?

Hast du mal einen Film gesehen?
Hast du mal einen Film gesehen und
hast dich gefühlt wie ein Teil des Geschehens?
Hast mit gefiebert und gelitten
bist auf des Autors Erzählung geritten?

Wurdest du zu Groot und flogst durch das All,
oder löstest mit Sherlock Holmes einen Fall?
Suchtest du jeden Tag The Walking Dead,
oder streamst du doch lieber viel Breaking Bad?

Hast du eine TARDIS und rettest die Welt,
oder ist Bat Man dein größter Held?
Erleuchtet dich Lumos, erlischt Nox dein Licht,
oder kämpfen Vampire und Wölfe um dich?

Dann hat dich der Bann der Worte gepackt,
hat dich gefesselt und zu eigen gemacht,
dann bist du dem Sog der Story verfallen,
hilflos, gelockt von fiktiven Krallen.
Wurdest das Opfer unendlicher Weiten,
verloren, gehalten von seidenen Seilen,
verharrst, um des Autors Gedanken zu teilen.

Doch was sind Worte, was ist ihr Sinn,
worauf arbeitet ein Autor hin?
Denn wenn man's bedenkt, sind Worte so leer,
nur Tinte auf Papier, nur Striche... nicht mehr.
Nur Pixel am Bildschirm, denn rot, grün und blau
bilden die Zeilen in Stufen von grau.

Was treibt Autoren zum Schreiben von Welten,
in denen nichts als erdachte Gesetze gelten?
Entsprungen den Gedanken einer einzigen Person,
diese webte die Worte und erschuf ihren Lohn:
Denn auch Charaktere sind nur das Ergebnis von Gedanken,
um die sich schlussendlich die Geschehnisse ranken.

Den Versuch einer Flucht, so würde ich‘s nennen.
Eine Flucht vor dem Alltag, ein Versuch nicht leer zu brennen.
So viel Ungeplantes passiert Tag für Tag-
Doch Geschichten sind willkürlich, ausgedacht, werden gelenkt
und das alles macht schnell Sinn,
wenn man diese Zeilen hört und dem Gehörten Glauben schenkt.

Wer Harry Potter kennt, hat sich bestimmt schon ausgemalt,
wie es wäre, wenn bei "Lumos" echtes Licht am Stab erstrahlt.
Gerichtet an die Star Wars Fans, die hier heute sitzen,
wer von euch würde gern' ein Laserschwert besitzen?
Kein Plastikschwert, das es mal für 20 Mark bei eBay gab,
ein echtes Schwert zum Duellieren, wie es schon Darth Vader tat.

Dann hat dich der Bann der Worte gepackt,
hat dich gefesselt und zu eigen gemacht,
dann bist du dem Sog der Story verfallen,
hilflos, gelockt von fiktiven Krallen.
Wurdest das Opfer unendlicher Weiten,
verloren, gehalten von seidenen Seilen,
verharrst, um des Autors Gedanken zu teilen.

Das alles demonstriert die Macht zu verweilen,
die Macht, selbst zu denken und Gedanken zu teilen.
Die Macht, die frei wird beim Schreiben von Geschichten
auch beim Reden und Verfassen von Gedichten.
Denn alles basiert auf der Nutzung von Worten,
von Lauten, von Silben und der Teilung von Reporten.

Wenn man sich so in eine Story vertieft,
dann geht das auch im Alltag, der vor Worten nur so trieft.
Doch eines gibt es zu beachten, denn hier gilt leider auch:
Worte sind mächtig und wirksam im Gebrauch.
Sie können ein sanfter Segen sein, doch ebenso ein Fluch,
denn sie erwecken Emotionen, genau wie auch im Buch.

"Es war nur so daher gesagt", das hört man viel zu oft-
Die Wirkung kommt dann leider oftmals unverhofft.
Denn das, was gesagt wird, und wie es ankommt, dazwischen liegen Welten,
in denen rationale Logik und Vernunft nicht immer gelten.

Somit ist eine Flucht ins Buch
manchmal auch nur ein Versuch
die Last der Worte abzugeben
an den Autor, der durch weben
daraus dann eine Story macht-
und in Figuren Leben entfacht.

Dann hat dich der Bann der Worte gepackt,
hat dich gefesselt und zu eigen gemacht,
dann bist du dem Sog der Story verfallen,
hilflos, gelockt von fiktiven Krallen.
Wurdest das Opfer unendlicher Weiten,
verloren, gehalten von seidenen Seilen,
verharrst, um des Autors Gedanken zu teilen.