„Nie mit einem Zitat beginnen!“, warnt die Reporterin vom Norder Kurier, „das wirkt so, als ob einem nichts Besseres einfallen würde.“ Sie hat sich freundlicherweise bereit erklärt, dem Schulpersonal einen Crashkurs in Sachen Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung Printmedien zu verpassen, damit wir, sollten wir den Wunsch verspüren, schulische Interna einem breiteren Publikum näherzubringen, die schlimmsten journalistischen Klippen umschiffen könnten.
Wie die Queen äußert sich eigentlich auch Mr. HO niemals zum schulpolitischen Tagesgeschäft. Heute jedoch mache ich eine Ausnahme, denn es geht um (Achtung, Bullshit-Bingoscheine raus) Außenwirkung, das goldene Kalb aller Schulen, umtanzt von Schulleitungsmitgliedern und immer fest im Blick auch der Elternschaften. Der Aktienkurs, der die Anzahl der Aktionäre respektive Neuschülerinnen und –schüler bestimmt. Das Image. Der gute Ruf. Hier gibt es einiges zu tun. Mr. HO ist deshalb Mitglied der Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit geworden, wo er hofft, dabei mithelfen zu können, das Ruder herumzureißen. Wobei – warum eigentlich herumreißen? Wir haben doch vieles, auf das man stolz sein kann! Wir sind Umweltschule und sportfreundliche Schule, unterstützen den Fair-Trade-Gedanken, schicken eine Mannschaft zur Welt-Robotik-Olympiade und verabschieden als ganze Schule (!) eine Resolution gegen Online-Meldeportale für missliebige Lehrkräfte, um nur ein paar Highlights zu nennen. Das Problem ist also nicht, dass unsere Schule nichts vorzuweisen hat – nur nimmt es kaum jemand zur Kenntnis, weil die mediale Frequenz deutlich verbesserungsbedürftig ist. Und da ich als Kind der Achtziger die Social Media noch nicht mit der Muttermilch aufgesogen habe, bespiele ich lieber den guten alten Printmedienkanal:
Wenn man die regionalen Zeitungen aufschlägt – und das tun immer noch erstaunlich viele Menschen – erkennt man schnell, dass es Schulen gibt, die in der öffentlichen Wahrnehmung häufiger vertreten sind als wir. Nun kann man neidisch darauf blicken und schmollen – oder aktiv werden! Ich bin sicher, es entsteht innerhalb der vier Klassenraumwände so viel Erwähnenswertes, das auch eine breitere Öffentlichkeit interessierten könnte. Muss ja nicht gleich die Benefizgala oder der Jugend-forscht-Preis sein. Warum nicht mal über vom Methodentag berichten? Warum nicht die Streitschlichterausbildung vorstellen? Oder, um mal ein heißes Eisen anzufassen, warum nicht ein paar Erfahrungsberichte mit der neuen Themenzeit verfassen? Durchaus auch mit den Bedenken und Fehlschlägen, die dabei entstehen, aber doch auch mit den Chancen. Fakten schaffen, statt dem Stammtischgerede freie Bahn zu lassen!
Auf der Gesamtkonferenz im Dezember habe ich dem Kollegium das Angebot gemacht, Ansätze berichtenswerter inner- und außerschulischer Erlebnisse in Artikel umzusetzen, die es vielleicht in eines der Lokalblätter schaffen. Bisher bei mir eingegangene Artikel: Null (Stand 11. Februar, aber ich habe die Mails heute noch nicht gecheckt). Und da war es wieder, das alte Problem: Haben wir nicht mit Unterrichtsvorbereitung, Testkonzeption und –korrektur, pädagogischen Maßnahmen, Elterngesprächen, Planung von Klassenfahrten und und und* genug zu tun?! Müssen wir jetzt auch noch das Image unserer Schule pflegen?! Ich bin sicher, jede und jeder von uns trägt auf seine Weise zu diesem Image bei. Es kostet nur ein wenig Überwindung, das in ein paar Stichpunkte zu pressen und in einer E-Mail zu versenden.
Das Angebot gilt weiterhin: Einfach die wichtigsten der klassischen W-Fragen beantworten, 1-2 wörtliche Zitate, besondere Anekdoten, 1-2 Fotos und den Rest besorgt Mr. HO.
Und jetzt: Feuer frei!
* siehe auch Episode 43: „Ihr Ticket zum Nervenkostümball“