Zufrieden lässt Captain Büchner den Blick über die gesenkten Köpfe ihrer Mitarbeiter schweifen. Völlig vertieft in ihre Unterlagen, arbeiten sie bis zur körperlichen und geistigen Erschöpfung. Doch ihre übermenschliche Motivation lässt sie von innen heraus leuchten.
Plötzlich hebt sich ein Arm mit einem Stück Papier: „Ich habe hier was, Captain!“
Büchner nickt: „Auf den Schirm!“
Alle wenden den Blick zur Videowand, auf der nun via Dokumentenkamera das Arbeitsergebnis des treuen Lieutenants Riemann erscheint. Dieser erhebt sich und erklärt: „Basierend auf den Ergebnissen der Arbeitsgruppe Schulzufriedenheit und des Gesprächskreises „Bunte Schule“ habe ich ein Farbkonzept für den NWS-Bereich erstellt. Der Basiston ist Mintgrün #98ff98 mit Abstufungen nach oben und unten für Türgriffe und –zargen. Anfrage an Schulvorstand, Personalrat und Schulleitung sind schon raus. Ma’am.“
Captain Büchner nickt knapp. Nicht zuviel Euphorie verbreiten, das weiß sie genau, denn die Mitarbeiter sind sehr sensibel.
Fähnrich Humboldt meldet sich: „Ma’am, ich halte die Wahl des Farbtons für zu wichtig, um diese Entscheidung einem einzelnen Mitarbeiter zu übertragen. Ich würde mich Riemann anschließen, um im Rahmen einer Gruppe darüber zu beraten.“
„Sehr gut, Humboldt. Stellen Sie ein Außenteam zusammen.“, erwidert Büchner. Pflichtschuldig verneigt sich Humboldt und verlässt zusammen mit Riemann und einigen Jungspunden die Kommandozentrale.
Auf einmal leuchten rote Lichter auf und ein enervierender Signalton flutet die Brücke. Überflüssigerweise kommentiert Lieutenant Leitz: „Roter Alarm, Captain!“ Büchner nimmt hastig Platz und drückt einige Knöpfe in der Armlehne ihres Stuhls: „Zeigen Sie mir, was da los ist, Leitz!“
Auf dem Schirm erscheint das von Erschöpfung und Entbehrung gezeichnete Gesicht von Commander Jahn: „Captain, die Task Force „Turnschuh“ steht kurz vor ihrer Auflösung! Wir waren gerade in der entscheidenden Debatte über erlaubte Sneakermarken, als wir plötzlich ein…Ergebnis hatten! Die Abstimmung war eindeutig, das Protokoll ist geführt, es gibt keine Wortmeldungen mehr – was sollen wir denn nun machen?“
Büchner beugt sich in ihrem Sessel vor: „Reißen Sie sich zusammen, Commander! Sie haben schon ganz andere Situationen gemeistert! Ich erwarte, dass Ihre Task Force auch weiterhin Ergebnisse liefert!“
Jahn ist den Tränen nahe: „Aber…einige haben schon ihre Jacke an!“
Jetzt spürt auch Captain Büchner den Ernst der Lage: „Gut, Commander, ordnen Sie die sofortige Teilung der Task Force an! Eine Untergruppe wird sich ab sofort mit erlaubten Farbkombinationen von Sneakern und übriger Kleidung befassen. Die Ergebnisse dieser Gruppe müssen auf jeden Fall mit der Gruppe Baumann abgesprochen werden, die sich gerade gründet. Der Rest der Task Force prüft Umweltverträglichkeit und Verdacht auf Kinderarbeit bei einzelnen Marken. In zwei Stunden konferieren Sie dazu mit dem Orga-Team Außenwirkung. Ich erwarte Ihren Bericht heute Abend auf meinem Schreibtisch, Commander.“
Beseelt lächelt Jahn: „Danke, Captain.“
Der Schirm wird schwarz. Spontaner Applaus unter der Kommandocrew brandet auf. Captain Büchner verzieht keine Miene. Lieutenant Leitz erhebt sich: „Captain, darf ich frei sprechen?“
Unmerkliches Nicken von Büchner. Leitz fährt fort: „Ich beglückwünsche Sie zu dieser Entscheidung. Ich glaube, ich spreche für alle, wenn ich sage, dass diese Mannschaft noch nie einen so guten Captain hatte wie Sie!“
Blitzartig schnellt der Zeigefinger von Büchner nach oben: „Lieutenant, seien Sie vorsichtig mit solchen Aussagen! Sie entbehren jeglicher Datenbasis und solider Recherche!“
Leitz blickt unsicher in der Gegend herum: „Das…das bedeutet…“
Büchner hat ihre Fassung wieder gewonnen: „Sie wissen, was zu tun ist, Lieutenant.“
Der Angesprochene wagt ein vorsichtiges Lächeln: „Hiermit rufe ich die Arbeitsgruppe „Captainzufriedenheit“ ins Leben! Ab sofort können sich Freiwillige bei mir melden!“