Workshop Wunderwelt Smartphone im 5. Jahrgang (HO) Eine mittelgroße Traube von Schülerinnen und Schülern hat sich um die „3“ versammelt. Das bedeutet, sie haben keine Bedenken, eine Information mit der gesamten Schule zu teilen. Auf einer Skala von 1 bis 10 sollten die Fünftklässler selbst Position beziehen, wie offen (1) oder privat (10) bestimmte Informationen für sie sind. In diesem Fall handelt es sich um die Information „Iserv-Passwort“. Ist doch nicht schlimm, kann doch jeder wissen, denken sie. Markus Saathoff-Reents, Diplom-Sozialpädagoge, Jugendschützer und Eltern-Medien-Trainer des Landkreises Aurich, der für vier Vormittage im 5. Jahrgang zu Gast ist, grinst kurz: „Vielen Dank, dann logge ich mich heute Nachmittag mal mit eurem Account ein und schicke eurer Lehrerin in eurem Namen einen Heiratsantrag!“ Das hat gesessen. Plötzlich ist nichts mehr von Gleichgültigkeit zu spüren. Die Schülerinnen und Schüler haben erkannt, wie persönliche Informationen, die allzu freigiebig im Internet publik gemacht werden, missbraucht werden können. Natürlich wurden keine Logindaten übergeben und es wurden auch keine Heiratsanträge verschickt – die Botschaft ist auch so angekommen. Markus Saathoff-Reents trainiert mit den Schülerinnen und Schülern richtiges Verhalten im Umgang mit Internet und Smartphone – ohne dabei als Belehrer und Spielverderber aufzutreten. Den Erkenntnisgewinn überlässt er den Fünftklässlern selbst: „Ich habe so um die 200 Abonnenten auf Instagram.“ – „Und, kennst du die alle persönlich?“ – „Äh, nein.“ – „Weißt du, wer sich hinter den Nicknames verbirgt?“ – „Bei einigen.“ „Ich habe die App XY auf meinem Smartphone installiert. Hat meine Mutter mir erlaubt.“ – „Und, hast du vorher die Allgemeinen Geschäftsbedingungen gelesen?“ – „Ja, natürlich.“ – „Dann weißt du ja, welche Berechtigungen du der App damit eröffnet hast.“ – „Äh, welche denn?“ Es geht aber nicht nur um das Bewusstmachen, dass das Internet kein Selbstbedienungsladen ist, dass man für einige Apps zwar kein Geld, dafür aber wertvolle Informationen zahlt, oder dass noch nie jemand den Audi A8 gewonnen hat, obwohl der Browser das doch angezeigt hat. Es geht auch um die Bewältigung ganz konkreter Probleme: Was tun, wenn man im WhatsApp-Stress gefangen ist, wenn die Sucht, bei jedem Piepton aufs Handy zu schauen, zu groß wird? Was tun, wenn man in der WhatsApp-Gruppe beleidigt wird? Wie kommt man aus einer Abo-Falle wieder heraus? Wie unterscheidet man Fake News von echten Nachrichten? Wie geht man mit Kettenbriefen um? Als Pädagoge ist man erstaunt von der technischen Kompetenz der Schülerinnen und Schüler – in der Fragerunde kommen die meisten Nachfragen zu Apps und Games bezeichnenderweise von den anwesenden Erwachsenen. Gleichzeitig kommt aber auch fast ein wenig Mitleid auf – in manchen WhatsApp-Gruppen müssen sich die Mitglieder innerhalb von einer Stunde mit 200 neuen fast inhaltsleeren Kürzestnachrichten herumschlagen. Auf dem begleitenden Elternabend liefert Herr Saathoff-Reents dann auch für die (leider nicht zahlreich erschienenen) Erziehungsberechtigten noch einmal wertvolle Hinweise, wie mit dem überbordenden Medienkonsum der Jugendlichen und allen damit verbundenen Problemen umgegangen werden kann. Fazit: Ein von allen Beteiligten als sinnvoll und förderlich empfundener Workshop. Ein wenig nachdenklich stimmt dann aber Herrn Saathoff-Reents‘ Anmerkung, bis vor kurzem hätte er das Angebot hauptsächlich im 7. Jahrgang durchgeführt. Nun sei er schon im 5. Jahrgang angekommen – und einige Kollegen von ihm seien schon in Grundschulen unterwegs… |
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