Was strahlt man als pfiffiger Privatsender aus, wenn in der Kreativitätskasse gerade Ebbe ist und sich niemand für die Moderation des großen Promi-Gummibärchenwettessens aufdrängt? Eine Ranking-Show. Ein ebenso einfaches wie geniales Konzept: Man lasse den Praktikanten fünfzig Videos googlen, in eine mehr oder weniger sinnlose Reihenfolge bringen und mit einem auditiv ansprechenden süffisanten Kommentar versehen. Dann schicke man dieses Produkt der sendereigenen Vollzeit-D-Prominenz, die sich dann wiederum beim Sichten und Kommentieren des Rankings ablichten lässt. Kinderleicht. Und da ich noch nie ein Feind erfolgreicher Geschäftsmodelle war, machen wir das hier heute jetzt auch.
Vorhang auf also für die sechs besten Schüler*innenantworten der Welt! *
Platz 6: „Wir können nicht präsentieren – Heini hat die Materialien und der ist heute nicht da!“
Ist vermutlich beim nächsten Mal nicht mehr dabei, denn diese Ausrede stammt aus der Plakat-Ära, als man nach halb erledigter Gruppenarbeit dem oder der vermeintlich Zuverlässigsten das zusammengerollte Ding mitgab, in der Hoffnung, er oder sie werde den Rest (Farbgrafiken, zwei, drei Texte und ein paar Bildunterschriften, mehr nicht) noch zu Hause zu Ende bringen. Aber auch Heini ist mal krank. Nur dass Heini mittlerweile das Endprodukt digital hochgeladen hat und seine erfolgsschmarotzende Gruppe nun doch präsentieren kann. Was für ein Glück!
Platz 5: „Kommt das im Test vor?“
Jahrzehntealter Klassiker. Entsprungen der irrigen Meinung, man lerne nur für die Schule und nicht etwa fürs Leben. Aus utilitaristischer Sicht aber vollkommen nachvollziehbar, denn warum soll ich mein Hirn mit Sachen belästigen, für die ich möglicherweise niemals bewertet werde? In letzter Zeit aber seltener gehört, in der Oberstufe so gut wie verschwunden (dort weiß man vermutlich, dass ALLES wichtig ist!).
Platz 4: „Was verstehst du denn daran nicht?“ – „Alles!“
Tja, wer kennt sie nicht? Die Antwort, die einen am eigenen Verstand zweifeln lässt und bei der besonderes pädagogisches Fingerspitzengefühl gefragt ist, denn fast alle möglichen Antworten führen über kurz oder lang zur Resignation auf mindestens einer Seite des Lehrerpults. Wenn ihr diesem Spruch begegnet – viel Glück!
Platz 3: „Ich habe alle gefragt, aber es konnte mir keiner sagen, was die Hausaufgabe war!“
Gehört mittlerweile zum Standard-Ausreden-Repertoire bei den üblichen Versäumnissen. Die Nummer mit dem Hund bringt eigentlich nur noch jemand, der einen besonderen Humor pflegt. Dann lieber die Klasse als sozial oder fachlich inkompetente Idioten dastehen lassen. Aber Vorsicht, die Aussichten, damit durchzukommen, werden in Zeiten von Whatsapp und Co. immer dünner.
Platz 2: „Das haben wir noch nie gehabt!“
Vorgetragen in entrüstetem Tonfall, möglichst stehend. Damit hat sich der geplante Stundenaufbau auf geglaubtem Vorwissen auf jeden Fall erledigt, denn dem Schüler, der diese These raushaut, springen reflexartig sofort mindestens sechs andere bei, die das gleiche behaupten. Und damit wird es für die Klasse zur Wahrheit. Wohl der Lehrperson, die dann noch die Coolness hat ein Schulcurriculum hervorzuzaubern und daraus vorzulesen. Denn meistens haben wir das nämlich sehr wohl schon gehabt!
Platz 1: „Ich weiß jetzt aber nicht, ob das richtig ist!“
Oh mein Gott. Wenn ich für diesen Spruch jedes Mal einen Cent bekommen hätte…
Aufgefordert, die erarbeitete Lösung für die Aufgabe vorzutragen, bekommt man häufig zunächst eine Präambel serviert, in der sich die Schülerin (manchmal auch der Schüler) inhaltlich wie formal komplett von dem gleich zu Hörenden distanziert: Die folgenden Inhalte und Lösungen stimmen nicht notwendigerweise mit der Meinung ihrer Erschafferin überein, Teile meiner Antwort könnten Sie verunsichern, für etwaige Fehler übernimmt die Firma keine Gewährleistung. Denn man darf ja im Unterricht keine Fehler machen.
Ein für alle Mal: Doch, man darf außerhalb von Tests gerne jede Menge Fehler machen, das führt nicht automatisch zum „Mangelhaft“ und ist manchmal sogar erwünscht! Aber wir werden es erst wissen, wenn du vorgelesen hast, also tue das bitte, und zwar ohne Umschweife!
So, das wars. Jetzt muss ich mir für die nächste Kolumne tatsächlich wieder was richtiges überlegen.
* Was ist schlecht an sechs? Sorry, hätte ich einen Praktikanten gehabt, wären es vielleicht fünfzig geworden.