DSC09476(HO) Um jegliche Assoziationen mit „Urlaub“ oder „Freizeit“ zu vermeiden, heißen schulische Fahrten in der Oberstufe konsequenterweise Studienfahrten. Das bedeutet: Es soll etwas gelernt werden, man soll sich fachlich und persönlich weiterentwickeln und, wenn möglich, etwas davon mitnehmen. Was also haben die Profilkurse Sprachen, Kunst, Gesellschaft und Naturwissenschaften, begleitet von ihren

Bericht zur Kursfahrt der Profilkurse des 13. Jahrgangs nach Wien

(HO) Um jegliche Assoziationen mit „Urlaub“ oder „Freizeit“ zu vermeiden, heißen schulische Fahrten in der Oberstufe konsequenterweise Studienfahrten. Das bedeutet: Es soll etwas gelernt werden, man soll sich fachlich und persönlich weiterentwickeln und, wenn möglich, etwas davon mitnehmen. Was also haben die Profilkurse Sprachen, Kunst, Gesellschaft und Naturwissenschaften, begleitet von ihren Tutoren Herrn Heeren, Herrn Ackerstaff und Herrn Hinderks sowie Frau Röttger und Herrn Grassmann, in dieser spät-spätsommerlichen Woche in Wien gelernt?

1. Wien ist groß! Erste Schätzungen der Mathematiker bei der nächtlichen Ankunft besagen: Ungefähr doppelt so groß wie Aurich. Also zumindest so groß, dass man eine Stunde lang unterwegs sein kann und immer noch in derselben Stadt ist. Aber das Reisen ist unterhaltsam, denn ständig kann man gestikulierende mit Karte und Handy bewaffnete Lehrkräfte beim Streit um die richtige U-Bahn-Linie beobachten.

2. Wien ist spektakulär! Man muss beim Stadtbummel nur kurz vom Smartphone aufblicken, schon erschlägt einen die Donaumetropole mit all ihrem Bombast: die Hofburg, Schloss Schönbrunn, Naturhistorisches Museum, der Stephansdom - ja mei, kloaner hom wa’s hoit net! Selbst der kaiserliche Donnerbalken erstrahlt in seiner ganzen barocken Pracht, Blumensträuße enthalten statt profaner Blumen natürlich Edelsteine. Und die alten Meister im Kunsthistorischen Museum geben auch wieder ganz schön an mit ihrem Können.

3. Wien ist witzig! Selbst Operettenskeptiker können sich vor Lachen kaum retten, wenn sich „Chevalier Chagrin“ und „Marquis Renard“ in „Die Fledermaus“ gegenseitig weismachen wollen, sie seien Franzosen.

Ach ja, und wir treffen uns dann später an der „Meteoritenkirche“ – also wirklich, Herr Ackerstaff, das heißt doch Minoritenkirche! Der größte Spaß war aber sicherlich der Besuch des Praters inklusive Kaiserschnitzel und Kartbahnrennen (Go Malik!).

4. Wien ist gefährlich! Ganz ohne Blessuren geht auch diese Fahrt nicht an den Mitfahrenden vorüber, als da wären: ein lädierter Zeigefinger, einige überbeanspruchte Sprunggelenke und diverse Anflüge von frühherbstlicher Erkältung. Gerade noch vermeiden konnten die ziellos herumstehenden Lehrkräfte einen Zusammenstoß mit einem Schönbrunner Fiaker - zur großen Schadenfreude der Schüler*innen an Bord. Und eine Wanderung im Wiener Umland im kleinen Kreis gerät trotz (oder wegen?) Herrn Hinderks‘ hervorragender Navigation zum Abenteuer im Dunkeln.

5. Wien ist - Heimat! Es erstaunt immer wieder, wie schnell man auch in der Fremde Ostfriesen trifft: ein Lehrerkollege, der zusammen mit Herrn Hinderks vor undenkbarer Zeit die Schulbank gedrückt hat, ein flüchtiger Gesprächspartner in der Straßenbahn, der sich als Bundeswehrsoldat aus Wilhelmshaven entpuppt, und der im Schülerkonflikt vermittelnde Lehrer aus Nürnberg, dessen bester Kumpel zufällig Trainer des SV Süderneuland ist!

6. Wien ist lehrreich! Im Museum der Illusionen brauchte es nur drei Lehrkräfte und sieben Schüler*innen, um vier rote mit vier gelben Hölzern zu tauschen. Kann man nicht erklären, muss man dabei gewesen sein. Nur ein Stichwort: alternierende Strategie! Eine gute Nachricht für alle Liebhaber des Schokoriegels, der nicht genannt werden darf: Er enthält keine Erdnüsse! Das zumindest ergab eine DNA-Sequenzierung, die die Naturwissenschaftler*innen in einem echten molekularbiologischen Labor durchführten. Das Urteil des Laborleiters: Die Erdnuss war schlecht. Außerdem konnten sich die Gesellschafter*innen von Matthias bei der Tour durch den ORF über das aktuelle Wetter belehren lassen, während andere mithilfe des Green Screens sogar fliegen lernten. Einige Tutorien bekamen auch an der Universität bei einer Vorlesung über kooperatives Wirtschaften, Kostenrechnung oder Mathematik für Chemiker einen Vorgeschmack auf das Studentenleben - wobei: Auch Uni-Dozenten hadern mit den Tücken des Großraumbeamers!

7. Wien ist verrückt! Der Erstkontakt ostfriesischer Landbevölkerung mit verhaltensauffälligen Großstädtern ist immer ein Erlebnis, diesmal besonders für die Schüler*innen des geselligen Profils („Ihr seid alle hässlich! Ganz besonders du!!!“) Überhaupt: U-Bahn-Fahren. Was könnte unterhaltsamer und differenzierter Auskunft über die Auswüchse der menschlichen Spezies geben: Zweijährige haben Spaß mit Omas Smartphone. Gnä‘ Frau beklagt sich, dass ihr Gegenüber seinen Deutsch-Kurzhaar auf ihrem Fuß geparkt hat. Drei Girls mit zu viel Gesprächsbedarf erkundigen sich bei jedem einzelnen Fahrgast nach seinem Befinden. Kriegst du in der Form in Aurich nicht zu sehen. Und dennoch bleibt das Gefühl, dass man in dieser Woche nur einen sehr kleinen Einblick gewonnen hat. Aber den nehmen wir, nicht zuletzt dank großzügiger finanzieller Unterstützung des Förderkreises der IGS Aurich, dankbar mit. Doch für viele wird es ziemlich sicher ein nächstes Mal geben, also: Servus Wien!

 

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