
Die Kolumne der IGS Aurich
Mr. HOs ganz eigene Sichtweise auf den Schulalltag.
Moin moin,
mein Name ist Mr. HO alias Jochen Hinderks und ich bin nicht nur Lehrer dieser Schule, sondern auch aufmerksamer Beobachter des Schulgeschehens. Meine – meist augenzwinkernden, aber doch immer ein Körnchen Wahrheit enthaltenden – Beobachtungen findet ihr auf dieser Seite. Feedback (per Mail oder auch auf der Rückseite eines übrigbehaltenen Arbeitsblatts in meinem Postfach) ist sehr erwünscht!
Viel Spaß beim Lesen wünscht euch
„Sie haben das Recht zu schreiben!“ (Folge 120)

Die Tür schließt sich hinter mir und Stille tritt ein. Ich setze mich an den Tisch des Lehrerzimmers, mir gegenüber sitzen Angelique und Jannis (Namen von der Redaktion geändert), nichtsahnend. Das jedenfalls sagt ihre Mimik, die sie ziemlich perfekt unter Kontrolle haben. Ich setze mich und versuche es erstmal mit der Verkehrspolizei: „Na, was glaubt ihr, warum wir hier sitzen?“ Schulterzucken.
Okay, wenn ihr es auf die harte Tour haben wollt. Ich zaubere zwei Mathematiktests hervor, auf dem einen steht „Angelique“, auf dem anderen „Jannis“. Keine messbare Reaktion. Die sind wirklich verdammt abgebrüht. Hätte ich kollegiale Unterstützung, könnte genau jetzt jemand hereinkommen und als Good Cop so etwas wie ein Heißgetränk anbieten. Aber ich bin allein, also bin ich
„Himmelhochprotzend, zu Tode beschämt“ (Folge 119)
Man sollte annehmen, dass, wer über eine hohe Sachkenntnis in welchem Bereich auch immer verfügt, diese durch eine Aura aus Selbstbewusstsein und dem dazugehörigen Swag ausdünstet. Ich weiß, niemand sagt mehr Swag, aber für die Semantik dieses Begriffs gab es noch kein Jugendsprech-Update. Jedenfalls sollte man ferner annehmen, dass, wer über wenig Sachkenntnis im selbigen Bereich verfügt, sich selten zu Wort meldet, Augenkontakt vermeidet und allgemein eher kleine Brötchen backt.
Falsch! Nimm dies, gesunder Menschenverstand!
„Das Murmeltier im Hamsterrad“ (Folge 118)
„
I’m just a copy of a copy of a copy.
Everything I say has come before.
- Nine inch nails, Copy of a
Ich bin ein Lama.
Das ist schulinterner Fachjargon und bedeutet „Lehrkraft für LAtein und MAthematik“. Riesengag.
Als Lama erhält man auf jeden Fall immer eine Reaktion, anders als z.B. Deutsch-Geschichtler*in (sorry, für die gibt es keinen Fachbegriff). Im ersten Moment meistens etwas wie „Wow, krass!“ und nach drei Sekunden Nachdenken dann aber auch Verständnis: „Ah ja, hat ja auch beides irgendwie mit Logik zu tun!“
„The lost art of Zur-Schnecke-Maching“ (Folge 117)

Manche Sachen kann dir kein Studium der Welt vermitteln, kein Praktikum und kein Referendariat. Die kannst du entweder von Natur aus – oder du musst sie dir mithilfe von role models, wie die Fachleute sagen, hart erarbeiten. Die Rede ist von kritischer Verhaltensrückmeldung an Schüler*innen, im Volksmund auch Standpauke, Anschiss oder Einlauf bezeichnet. Wir können das hier aber auch abkürzen, denn wozu gibt es Mr. HO’s Servicezeit:
„STRG-ALT-BILDUNG“ (Folge 116)

Wir schreiben das Jahr 1993. Meine Tante überlässt mir dankenswerterweise ihren abgelegten Personal Computer – natürlich kein High-End-Gerät, sondern ein kohlebetriebenes Vorkriegsmodell mit flackerndem Schwarz-Weiß-Röhrenmonitor, verpackt in einem Gehäuse in diesem unbeschreiblichen Farbton, beige-gelb-grau (ich glaube, heute sagt man „mauve“ dazu), nebst einem Nadeldrrrrrrrucker, der jedesmal klanglich die Apokalypse einläutet, wenn er um einen Ausdruck gebeten wird. Aber ich bin selig. Nicht weil man damit Spiele spielen könnte (nein, die Bezeichnung „Games“ hatten diese Dinger nicht verdient!), dafür aber Texte schreiben und ausdrucken! In die Ecke, Tintenfüller! Dazu der O-Ton meiner Tante: „Damit kannst du ja auch deine Hausaufgaben machen!“ Ja, genau, warum auch nicht?
