
Die Kolumne der IGS Aurich
Mr. HOs ganz eigene Sichtweise auf den Schulalltag.
Moin moin,
mein Name ist Mr. HO alias Jochen Hinderks und ich bin nicht nur Lehrer dieser Schule, sondern auch aufmerksamer Beobachter des Schulgeschehens. Meine – meist augenzwinkernden, aber doch immer ein Körnchen Wahrheit enthaltenden – Beobachtungen findet ihr auf dieser Seite. Feedback (per Mail oder auch auf der Rückseite eines übrigbehaltenen Arbeitsblatts in meinem Postfach) ist sehr erwünscht!
Viel Spaß beim Lesen wünscht euch
„Evaluierst du noch oder evakuierst du schon?“ (Folge 103)
Wir leben im Zeitalter des Feedbacks. Wie viele Sterne gibst du dieser Aussage?
Längst hat nicht nur die Wirtschaft erkannt, dass eine blind vorantapernde Produktion auf gut Glück meilenweit zurückhängt hinter der modernen, maßgeschneiderten, individualisierten, globalisierten Wirtschaftswelt. Motto: Sag mir, was du magst, und ich sag dir, was du willst. Oder wollen könntest.*
Also sagen wir alle brav, was uns gut, weniger gut und – zur Hölle! – null gefallen hat, und das auch gerne in heiligem Zorn zum wohltuenden Frustabbau: Du lieferst mir eine lauwarme Pizza? Höchststrafe Null Sterne plus Kommentar, der (im Gegensatz zur Pizza) gepfeffert daherkommt!
„Film ab!“ (Folge 102)
Der Film ist als Quelle wissenschaftlicher Einsicht im Unterricht unverzichtbar. Nicht nur vereint er Bewegtbilder und Ton und spricht damit sowohl den visuellen als auch den auditiven Lernkanal an, er vermag es auch, Informationen sachlich und komprimiert auf den Punkt zu bringen und bietet dabei noch den Vorteil, dass mal eine andere Instanz als die ständig vorne agierende Lehrperson den Stoff vermittelt („Wenn ihr mir nicht glaubt, dann vielleicht Prof. Lesch?!“). Und die Zeiten dröge vor sich hin murmelnder gescheiterter Telekollegdozenten, die lausig animierte Zweifarbgrafiken mit einem so„Dawn of the Dad oder: Auf dem Schulflur ist die Hölle los“ (Folge 101)
Die meiste Zeit des Schuljahres lässt sich das Elternhaus am Mittagstisch auf die Frage, wie denn der Schultag des Kindes verlaufen sei, mit der Antwort „Gut“ abspeisen (ist das Kind sehr gesprächig, vielleicht auch „Ganz gut“). Man hakt da nicht weiter nach, schlürft zufrieden seine Suppe weiter, das Kind verlässt mehr oder weniger fluchtartig die Küche, weil seine Fähigkeit, ein Pokerface aufzusetzen, nicht ausgeprägt genug ist. Denn es gäbe da schon einiges zu berichten, das ist ihm durchaus klar. Aber beide Seiten arrangieren sich mit dieser Fassade: Du sagst nichts, ich frag nichts.„Der Nachsitzer“ (Folge 100)
Einst, um eine Freitagstunde, da mir zukam diese Kunde,
dass ich heut zu der Betreuung Säum’ger eingetragen wär‘,
nahm ich’s hin mit Seelenruhe, sagte mir, das sind doch nur
zwei kleine Stündchen Aufsicht führen und da stell‘ ich Ruhe her.
Das allein – nichts weiter mehr.
„Neunundneunzig Testballons oder Von einem, der auszog, das Lernen zu fürchten“ (Folge 99)
Letztes Jahr bin ich vierzig geworden. Bitte, nur kein Mitleid! Die Seuche ließ damals natürlich noch keine feierlichen Zusammenkünfte zu, weshalb die große Familienparty mit Tee und Kuchen ausfallen musste – oder durfte? Denn auf einmal war der Tag, der ansonsten mit Vormittagsfrühstück und Nachmittagstee, wenn nicht gar noch Abendgrillen vollgepackt war, wieder frei für ganz neue Ideen. Was habe ich also gemacht? Meine Familie ins Auto gepackt und an die Küste gefahren, wo wir uns bei wenig anheimelnden Temperaturen Novemberwind und -wetter um die Nase wehen ließen. Herrlich. Nicht dass ich ein Soziopath wäre, aber dieser Gedanke, an meinem Tag auch mein Ding machen zu können und nicht andere Menschen einzuladen, weil man das nun mal so macht, hatte schon etwas für sich.
    
    
        
    
    
        