
Die Kolumne der IGS Aurich
Mr. HOs ganz eigene Sichtweise auf den Schulalltag.
Moin moin,
mein Name ist Mr. HO alias Jochen Hinderks und ich bin nicht nur Lehrer dieser Schule, sondern auch aufmerksamer Beobachter des Schulgeschehens. Meine – meist augenzwinkernden, aber doch immer ein Körnchen Wahrheit enthaltenden – Beobachtungen findet ihr auf dieser Seite. Feedback (per Mail oder auch auf der Rückseite eines übrigbehaltenen Arbeitsblatts in meinem Postfach) ist sehr erwünscht!
Viel Spaß beim Lesen wünscht euch
„You gotta fight for your right to drink cooooffeeee!“ (Folge 123)
Entschuldigung, ich hatte mich verquatscht beim letzten Mal. Das sollte eigentlich eine lockere Plauderei werden und endete wieder mal in einer Grundsatzrede. So ähnlich wie ein Schwätzchen mit dem Kollegen im Türrahmen: Es beginnt mit „Hast du den Test in Klasse 8 schon geschrieben?“ und endet mit „Das ganze System müsste mal komplett umgekrempelt werden!“ Das geht offenbar auch im Monolog, wie ich in der letzten Episode feststellen musste.
„Hol den Vorschlaghammer!“ (Folge 122)

Lehrkräfte sollen jungen Menschen ein Vorbild im Sozialverhalten und anderen erwünschten Eigenschaften wie Ordnung, Pünktlichkeit und Ehrgeiz sein. Einspruch, euer Ehren! Dieser Satz steht nicht im niedersächsischen Schulgesetz! Dort heißt es nur trocken: „Sie [die Lehrkräfte, Anm. d. Autors] sind an Rechts- und Verwaltungsvorschriften, Entscheidungen der Schulleiterin oder des Schulleiters oder der kollegialen Schulleitung, Beschlüsse des Schulvorstands, Beschlüsse der Konferenzen und deren Ausschüsse nach § 39 Abs. 1,
„You like to…move it!“ (Folge 121)

Geben wir es doch zu: Eine Gruppe junger Menschen, eingepfercht in einem Raum, der außer Licht und Sauerstoff keinerlei Grundbedürfnisse bereitstellt und in dem sich außerdem eine erwachsene Person befindet, die irgendwie beim Erwerb schulischer Kompetenzen behilflich sein soll – das stellt im Grunde eine zutiefst künstliche Situation dar, vor allem für die Lehrkraft: Wo die Schülerschaft in der Anonymität der Masse untertauchen kann, sitzt sie auf dem im Gegensatz zu den übrigen Sitzgelegenheiten zwar gepolsterten, aber exponierten Präsentierteller und muss sich den ganzen Vormittag dort irgendwie verhalten, da sie im Zweifel immer Mittelpunkt der Aufmerksamkeit ist, das ist von der Innenarchitektur wohl so vorgesehen.
„Sie haben das Recht zu schreiben!“ (Folge 120)

Die Tür schließt sich hinter mir und Stille tritt ein. Ich setze mich an den Tisch des Lehrerzimmers, mir gegenüber sitzen Angelique und Jannis (Namen von der Redaktion geändert), nichtsahnend. Das jedenfalls sagt ihre Mimik, die sie ziemlich perfekt unter Kontrolle haben. Ich setze mich und versuche es erstmal mit der Verkehrspolizei: „Na, was glaubt ihr, warum wir hier sitzen?“ Schulterzucken.
Okay, wenn ihr es auf die harte Tour haben wollt. Ich zaubere zwei Mathematiktests hervor, auf dem einen steht „Angelique“, auf dem anderen „Jannis“. Keine messbare Reaktion. Die sind wirklich verdammt abgebrüht. Hätte ich kollegiale Unterstützung, könnte genau jetzt jemand hereinkommen und als Good Cop so etwas wie ein Heißgetränk anbieten. Aber ich bin allein, also bin ich
„Himmelhochprotzend, zu Tode beschämt“ (Folge 119)
Man sollte annehmen, dass, wer über eine hohe Sachkenntnis in welchem Bereich auch immer verfügt, diese durch eine Aura aus Selbstbewusstsein und dem dazugehörigen Swag ausdünstet. Ich weiß, niemand sagt mehr Swag, aber für die Semantik dieses Begriffs gab es noch kein Jugendsprech-Update. Jedenfalls sollte man ferner annehmen, dass, wer über wenig Sachkenntnis im selbigen Bereich verfügt, sich selten zu Wort meldet, Augenkontakt vermeidet und allgemein eher kleine Brötchen backt.
Falsch! Nimm dies, gesunder Menschenverstand!
