
Die Kolumne der IGS Aurich
Mr. HOs ganz eigene Sichtweise auf den Schulalltag.
Moin moin,
mein Name ist Mr. HO alias Jochen Hinderks und ich bin nicht nur Lehrer dieser Schule, sondern auch aufmerksamer Beobachter des Schulgeschehens. Meine – meist augenzwinkernden, aber doch immer ein Körnchen Wahrheit enthaltenden – Beobachtungen findet ihr auf dieser Seite. Feedback (per Mail oder auch auf der Rückseite eines übrigbehaltenen Arbeitsblatts in meinem Postfach) ist sehr erwünscht!
Viel Spaß beim Lesen wünscht euch
„Sag ironiemals nie!“ (Folge 115)
Beim gemeinschaftlichen Paddeln am Großen Meer bleibt der Blick eines Achtklässlers an meinem knallroten T-Shirt hängen, das ich bei meiner einzigen Teilnahme am Emder Matjeslauf abgestaubt habe.„Haben Sie beim Matjeslauf mitgemacht?“, fragt er. Achtung, wir wechseln in den Zeitlupenmodus. Meine Erwiderung auf diese Frage in Gestalt elektrischer Impulse, die vom Sprachzentrum zum Artikulationsapparat unterwegs sind, müssen sich entscheiden: Biege ich rechts oder links ab? Dafür müssen zuerst ein paar Entscheidungsparameter abgeglichen werden: Mein Gegenüber ist ein Kandidat für lockere Sprüche, check. Mein Gegenüber hat mich im Unterricht schon des Öfteren zum Wahnsinn gebracht, check. Was noch? Los, entscheide dich, schnell! Okay, okay.
„Mama, bin ich cringe?“ (Folge 114)
"Mit jedem Tag, den ich älter werde, steigt die Anzahl der Personen, die mir den Buckel runterrutschen können." Das ist die jugendfreie Ausgabe der heutigen Monatslosung. Die Autorschaft ist umstritten, vermutet wird Hans-Joachim Kulenkampff, aber auch Albert Einstein ist möglich (der dient ja als Platzhalter für alle möglichen nicht zuteilbaren Kalendersprüche). Wer die Parole ausgegeben hat, ist aber auch völlig irrelevant, wohnt ihr doch eine tiefergehende Weisheit inne, deren Tragweite kaum zu unterschätzen ist.„Let’s get physical“ (Folge 113)
Vor ziemlich langer Zeit, also etwa bei t = -5, wobei t die Anzahl vergangener Jahre seit 2022 beschreibt, da gab ich ein Versprechen. Und schon an diesem einleitenden Satz sollte die Marschrichtung für diesen Artikel deutlich werden: Nerdiger wird’s nimmer! Ich versprach nämlich, mich auf meiner literarischen Tour durch die schulischen Fachbereiche als nächstes denjenigen zu widmen, die – so würde es einer meiner Schüler formulieren – „das Mathespiel mit Bonuslevel durchgespielt haben“, gemeinhin auch Physiklehrer*innen genannt, wobei hier die weibliche Form besonders intensiv mitgedacht werden muss, leidet dieser Fachbereich doch wie wenige andere unter fehlender Geschlechtergleichheit. Woran mag das liegen?
„Oh Wiebel, where art thou?“ (Folge 112)
Ein Abschied verleitet immer dazu, etwas zu sagen, was man sonst nicht ausgesprochen hätte.
- Michel de Montaigne
Die Tragik des Anstands will es, dass niemand seine eigene Abschiedsrede selbst verfasst. Tragik deshalb, weil wir in diesen Tagen einen der, wenn nicht DEN Kollegen schlechthin verabschieden, der es wie kein zweiter verstand (Präteritum, schnief!), solche Abschiedsreden für andere Kolleg*innen rhetorisch mit höchster Kunst auszugestalten und auf dessen Kunst wir künftig also verzichten müssen.
„Rückblick mit Glückskick?“ (Folge 111)
Ich kenne die Hälfte von euch nicht halb so gut, wie ich es gern möchte,und ich mag weniger als die Hälfte von euch auch nur halb so gern, wie ihr es verdient.
- Bilbo Beutlin
Jahrgang 10 verlässt die Schule. Wieder sechs Jahre um. Ein Fingerschnippen. Höchste Zeit also für einen Seelen-Kehraus, einen psychischen Kassensturz sozusagen, ohne die Rührseligkeit einer Abschiedsrede, ohne die Verklärung einer Abschlusszeitung. Keine Einzelschicksale, sondern das große Ganze. Zurücktreten und das Bild betrachten.
